Mann ringt mit Wildschwein

Mann ringt mit Wildschwein

Mirko Haendel Mittwoch, 11. Januar 2023 von Mirko Haendel

Tiktok-Video aus Barsinghausen geht viral: Experten warnen vor Gefahr

Barsinghausen/ Wennigsen

Barsinghausen. Es waren augenscheinlich sechs Wildschweine, die Barsinghausen am vergangenen Sonnabend unsicher gemacht haben. Stadt und Polizei riefen zur Vorsicht auf, da es sich laut lokalem Jagdpächter um wenigstens ein Muttertier mit ihrem Nachwuchs handelte.

„Kann es gefährlich werden“

Unglaublich: Auf der Videoplattform Tiktok ist jetzt ein Kurzfilm zu sehen, wie ein Mann in der Unterführung an der S-Bahnhaltestelle Barsinghausen versucht, eines der Tiere festzuhalten. Das Video hat in kurzer Zeit mehr als 164.000 Likes bekommen. Den Kontakt sollte man allerdings tunlichst vermeiden, sagt Hegeringleiter Wolfram Klöber: „Wenn die Tiere unter Stress geraten und jemand zwischen ein Muttertier und Frischlinge kommt, kann es sehr gefährlich werden.“

Wer die Wildschweine sieht, sollte umgehend die Polizei alarmieren. Hannovers Stadtjäger Heinz Pyka sagt sogar: „So viel Dummheit kann es gar nicht geben, sich mit einem Wildschwein anzulegen.“ Das seien Kuscheltier-Romantiker aus der Stadt. Er habe am Maschsee einen Keiler geschossen, der 21 Zentimeter lange Hauer gehabt habe. Pyka: „Die sind messerscharf und können einen Menschen buchstäblich aufschlitzen.“ Im Deister gibt es mehrere Gedenksteine, die Wanderer an die tödlichen Begegnungen von Jägern mit Wildschweinen erinnern.

Zu Behauptungen in den Kommentaren zum Video, das Wildschwein in Barsinghausen könnte Tollwut gehabt haben, sagt Pyka: „Das ist Quatsch. Tollwut ist in Deutschland so gut wie ausgestorben.“ Er kenne keinen einzigen aktuellen Fall. Und wenn überhaupt, seien Füchse betroffen – jedoch keine Wildschweine.

Mit Muttertier nicht zu spaßen

So ist in dem Video ein noch nicht ausgewachsenes Schwein zu erkennen, dass dann auch eher vor dem Mann versucht zu fliehen, als ihn anzugreifen. Trotzdem habe sich der Mann in Gefahr begeben, betont Hauptkommissar Christian Ebeling aus dem örtlichen Polizeikommissariat. „Der Mann konnte sich nicht sicher sein, dass sich das Muttertier nicht in der Nähe befindet. Und mit denen ringt man dann nicht mehr. Mit denen ist nicht zu spaßen.“

Die Wildschweinrotte war am vergangenen Sonnabendvormittag gegen 11 Uhr westlich der Rehrbrinkstraße auf Höhe zwischen Altem Zollhaus und BBM-Markt im geschlossenen Verbund in Richtung Deister getrabt. Als sie die ersten Häuser erreichten, müssen sie getrennt worden sein, denn anschließend meldeten Bürger Sichtungen an zahlreichen Orten der Barsinghäuser Kernstadt.

Auf einem bei Facebook hochgeladenen Video war zu erkennen, wie fünf Tiere über die Kreuzung Poststraße/Bahnhofstraße liefen. Anderer Nutzer berichteten von Schweinen in der Siegfried-Lehmann-Straße und der Marienstraße. Laut Barsinghausens Hegeringleiter Wolfram Klöber gelangte die gesprengte Rotte dort in Gärten, wobei ein Tier sogar in einen Gartenteich fiel, sich aber selbst wieder befreien konnte.

Vonseiten der Polizei hieß es, die Rotte sei wohl in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag wieder zurück in den Deister gelangt. Klöber hatte berichtet, die Rotte sei im Bereich des Naturfreundehauses am Sonnabendmorgen aufgescheucht worden. Offenbar sind die Tiere dann zunächst in nördliche Richtung gerannt. Vermutlich beendete die stark befahrene B 65 ihre Flucht, sodass sie umkehrten.

Zwei Unfälle mit Schweinen

Personen wurden nach Angaben der Polizei bei der Flucht der Schweine nicht verletzt. Lediglich zwei Unfälle registrierten die Beamten. So melden zwei Autofahrer einen Zusammenstoß mit einem Tier. Bei beiden Unfällen entstand „minimaler Sachschaden“, wie Hauptkommissar Ebeling sagte. Ein Unfall ereignete sich auf der Rehrbrinkstraße, der andere an der Ecke Bahnhofstraße/Osterstraße.

Die Polizei hatte nach den ersten gemeldeten Wildschweinsichtungen am Sonnabend umgehend den für Barsinghausens Innenstadt zuständigen Jagdpächter informiert. „Wir müssen zunächst entscheiden, ob von den Tieren eine konkrete Gefahr für Personen ausgeht“, erklärt Ebeling. Falls dies der Fall ist, werde überlegt, das Wildschwein zu betäuben oder zu erschießen. „Betäubungsgewehr und Schütze werden bei der Region Hannover angefragt. Das kann im Ernstfall aber zu lange dauern“, sagt Ebeling. Blieben nur noch Polizei oder Jäger, um das Tier zu töten. „Die Polizei hat allerdings anders als der Jäger, der mit einem Gewehr schießt, nur Kurzwaffen mit kleinem Kaliber. Im schlechtesten Fall verletzen wir das Tier nur und machen es noch wilder“, so Ebeling. Diesmal sind alle Tiere mit dem Leben davongekommen.

Nicht der erste Schweine-Einfall

Vor einigen Jahren, so erinnert sich die Barsinghäuserin Marion Tellermann, habe ihres Wissens zuletzt eine Wildschweinrotte die Kernstadt geentert. Tellermann schätzt, es sei Dezember 2017 oder 2018 gewesen, als ihr vor ihrem Wohnhaus in der Dahlienstraße zwei Tiere über den Weg liefen. „Ich wollte gerade aus meinem Auto aussteigen, als die Wildschweine mit hohem Tempo auf mich zugerannt kamen. Da habe ich doch lieber erst mal im Auto gewartet, bis sie vorbeigelaufen waren.“ Damals seien wohl einige der Tiere, die im Zuge einer Jagd aufgeschreckt worden seien, erschossen worden. „Ein paar sind aber auch entkommen“, freut sich die Tierfreundin noch heute.



Quellenangabe: Barsinghausen/Wennigsen vom 11.01.2023, Seite 1

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