Von Frank Hermann
Bis vor rund 13 Jahren gab es am Deisterrand noch keine akuten Probleme mit Waschbären. Laut Wolfram Klöber, Vorsitzender des Hegerings Barsinghausen, zählten im Jagdjahr 2009/2010 lediglich zwei Waschbären zur Jagdstrecke in den angeschlossenen Revieren. Zum Hegering gehören auf etwa 8100 Hektar die Jagdreviere von Bantorf über Barsinghausen und Egestorf bis nach Gehrden sowie Teile des Deisters. Die Statistik für das Jagdjahr 2021/2022 weist laut Köber bereits 69 Waschbären aus.
„Für das aktuelle Jahr erwarte ich sogar bis zu 100 Tiere“, sagt der Vorsitzende des Hegerings. Dabei setzten die Jäger auf sogenannte Lebendfallen, die sie in ihren Revieren aufstellen. Seit mehr als sieben Jahren beteiligt sich die Jägerschaft Hannover-Land mit ihren Hegeringen an dieser Fallenjagd, finanziell gefördert von der Region Hannover.
Die Lebendfallen sind mit elektronischen Meldern ausgestattet, die über einen möglichen Fang informieren. „Wenn zum Beispiel Nachbars Katze in die Falle tappt, dann bleibt das Tier unversehrt und kommt wieder ins Freie“, betont Christian Schomburg, erster Vorsitzender der Jägerschaft.
Rasanter Anstieg der Population Schomburg berichtet ebenfalls von einem rasanten Anstieg der Waschbärenpopulation in ganz Niedersachsen und in der Region Hannover mit 1417 erlegten Tieren in der Jagdsaison 2021/2022. Sowohl Schomburg als auch Klöber beschreiben die Auswirkungen der aggressiven Tierart auf die heimische Tierwelt in düsteren Farben.
Waschbären fressen nahezu alles, was ihnen in die geschickten und mit scharfen Krallen bestückten Tatzen kommt – von Vögeln und kleinen Säugetieren über Fische und Frösche bis zu Aas. „Sie rauben Nester ohne jede Rücksicht aus. Wenn Waschbären in der Nähe sind, dann haben Bodenbrüter keine Chance. Fasane sind in unseren Revieren mittlerweile kaum noch zu sehen“, sagt Klöber.
Zwar lasse sich die Besiedelung durch Waschbären und andere invasive Tierarten wie etwa Nutrias nicht zurückdrehen, „aber wir versuchen, deren Ausbreitung zu regulieren“, erläutert der Hegering-Leiter, der mittlerweile auch immer wieder Meldungen über Waschbären in Wohngebieten bekommt. „Vor allem von Leuten, die nah an den Randbereichen zu den Feldern wohnen.“
Laien sollten sich nicht eigenmächtig auf Waschbärenjagd begeben. „Das sind Wildtiere, die mit ihren scharfen Krallen sofort auf die Augen ihrer Kontrahenten gehen. Also Finger weg und Abstand halten“, empfiehlt Wolfram Klöber. Besser sei es, den jeweiligen Jagdinhaber zu informieren.
Quellenangabe: Barsinghausen/Wennigsen vom 14.01.2023, Seite 1